Pierre Littbarski über seinen WM-Sieg
1990 schrieb ich mit der deutschen Nationalmannschaft Geschichte
8. Juli 1990: Ein Tag, der mein Leben für immer verändern sollte. Ich erinnere mich, wie wir, die deutsche Nationalmannschaft, im pulsierenden Herzen Roms standen, bereit, im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft gegen Argentinien anzutreten. Es war mehr als nur ein Spiel; es war der Moment, auf den wir unser ganzes Leben hingearbeitet hatten.
Die Luft knisterte vor Spannung, und die Erwartungen waren gewaltig. Wir haben uns wochenlang auf diesen Tag vorbereitet. Jeder von uns war sich bewusst, dass nur noch neunzig Minuten zwischen uns und dem größten Triumph unserer Karrieren standen.
Das Spiel selbst war für mich ein emotionaler Achterbahnritt. Es war ein sehr schweres Spiel für uns, weil die Argentinier uns das Leben schwer machten. Sie spielten sehr defensiv und wir bestimmten zwar das Spiel, konnten aber unsere Torchancen nicht nutzen. Doch dann, in der 85. Minute, kam der Wendepunkt, als wir einen Elfmeter zugesprochen bekamen. Andreas Brehme sollte schießen, aber es dauerte sehr lange, weil die Argentinier versuchten ihn zu irritieren. Ich stand etwas abseits, mein Herz klopfte wild. Ich hielt den Atem an, als Andreas anlief und mit bewundernswerter Präzision den Ball im Netz versenkte. Ein Tor, das alle in pure Ekstase versetzte. Das Stadion war ein Meer aus Jubel und Freude, und in diesem Augenblick wussten wir, dass der Sieg zum Greifen nahe war.
Die letzten Minuten waren die längsten meines Lebens. Jeder von uns warf sich mit letzter Kraft in den Kampf, jeder Zweikampf, jeder Lauf zählte. Und dann der Schlusspfiff – wir hatten es geschafft:
Deutschland war Weltmeister 1990!
Die Emotionen, die ich in diesem Moment fühlte, waren überwältigend. Freude, Stolz und auch eine tiefe Dankbarkeit, Teil dieses unglaublichen Teams zu sein. Dieser Tag in Rom bleibt unvergessen. Er symbolisiert für mich nicht nur den Sieg, sondern auch Hingabe, Teamgeist und den unerschütterlichen Willen, gemeinsam Großes zu erreichen.
Die herausragende Führung von unserem Kapitän Lothar Matthäus, der uns immer wieder antrieb, die Ruhe von Bodo Illgner im Tor, der uns mehrfach rettete und die taktische Weisheit unseres Trainers Franz Beckenbauer, der uns perfekt auf jeden Gegner vorbereitete – all das formte uns zu einer Einheit, die an diesem Tag unbesiegbar war.
Die Feierlichkeiten nach dem Spiel waren ein Rausch aus Glück und Erleichterung. Wir tanzten, sangen und umarmten uns, überwältigt von dem Gedanken, dass wir Geschichte geschrieben hatten. Für immer wird dieser Triumph ein leuchtender Stern in meinem Leben und in den Annalen des deutschen Fußballs sein. Wir waren zum dritten Mal Weltmeister, ein Traum, der wahr geworden war.